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Bild: Hannah Busing auf unsplash.com


Als Team starten – ein Gespräch der Projektstudienleitungen ekhn2030 im IPOS 


Christine Burg-Seibel und Sandra Herbener haben im Frühjahr ihre Arbeit im IPOS begonnen und bilden nun gemeinsam mit Daniela Gärtner und Christian Leibner, die schon länger dort arbeiten, das Team ekhn2030. In einem Gespräch reflektieren sie ihren Start und überlegen, ob sich daraus Einsichten für den Start von anderen Teams ableiten lassen, z. B. den multiprofessionellen Verkündigungsteams in der EKHN.


CBS: "Nun sind ja schon wieder einige Monate vergangen, seit wir hier beim IPOS begonnen haben – bei Dir war es im März, bei mir im Januar."

 

SH: "Ja, das geht echt schnell. Aber ich finde, wir hatten einen wirklich guten Start."

 

CBS: "Wobei unser Anfang recht uneinheitlich war, so zeitversetzt wie wir unsere Arbeit aufgenommen. Da stellt sich die Frage, wann eigentlich der Anfang war."

 

SH: "Ja, das könnte bei den Teams, die sich in den Nachbarschaftsräumen bilden, auch so sein. Für uns war es gut, dass diejenigen, die schon begonnen hatten, sorgsam darauf geachtet haben, dass nicht vorzeitig Fakten geschaffen wurden, die auch die anderen betroffen hätten."

 

CBS: "Das stimmt, wir haben uns in den ersten Monaten viel offen gehalten an Aufgabenverteilung und Themenverantwortung aber dabei auch gemerkt: Je mehr Offenheit, desto mehr Unklarheit muss ausgehalten werden."

 

SH: "Und dass wir am Anfang möglichst viel zusammen gemacht haben und alle bei allem dabei waren, das hat Zeit gekostet!"

 

CBS: "Ja, so ein ganzer Vormittag pro Woche kommt einem vielleicht viel vor, aber ich denke auch, dass diese Zeit gut angelegt war. Wenn wir uns die nicht genommen hätten, wären viele Fragen sicherlich an anderer Stelle aufgetaucht und hätten die Arbeit blockiert oder für Konflikte gesorgt…"


SH: "Gewonnen haben wir dadurch ein hohes Maß an Transparenz über die anstehenden Aufgaben, unsere individuellen Sicht- und Herangehensweisen und auch über das Spektrum an Kompetenzen, die wir jeweils mitbringen. Dadurch konnten alle ein gutes Gespür dafür entwickeln, was sie auch an die anderen abgeben können. Diese Entscheidungen wurden dann relativ einfach."


CBS: "Die Entscheidungen werden auch durch unseren Modus erleichtert, wie wir grundsätzlich zu Entscheidungen kommen."


SH: "Du meinst, dass alle, für die es relevant ist, gehört werden und ihre Sichtweise einbringen. Und diejenige, die dann eine Entscheidung trifft, verantwortet, dass alle Interessen sorgsam abgewogen wurden."


CBS: "Wir als Neue mussten ja nicht nur für unsere Zusammenarbeit, sondern auch für die mit der Verwaltung und dann auch mit unseren Netzwerken einen passenden Modus finden."


SH: "Manche kennen sich schon so lange und arbeiten eng und vertrauensvoll zusammen. Und dann kommen Neue dazu und man muss erstmal wieder gucken, wie eng wollen wir es denn jetzt eigentlich haben…"


CBS: "Da fällt mir das Riemann/Thomann-Modell ein mit seinen Polen Wechsel-Dauer und Nähe-Distanz. Gerade wenn man eng zusammenarbeitet, ist es gut, voneinander zu wissen, wieviel Nähe oder auch Distanz die anderen jeweils brauchen, um sich wohlzufühlen."

 

SH: "Lass uns aber auch noch mal auf unser Umfeld schauen, das IPOS selbst hat uns den Einstieg ja auch leicht gemacht."


CBS: "Ja, da ist es gut, wenn es in der Organisation eine Kultur der Aufnahme gibt und bestimmte Rituale etabliert sind: eine Begrüßung durchs ganze Institut mit Blumen, das gemeinsame Essengehen zum Neujahr, wo wir zum ersten Mal dabei waren, obwohl wir da noch gar nicht alle offiziell angefangen hatten."


SH: "Da konnten auch wir schon "beschnuppert" werden, waren nicht mehr nur Namen. Wenn einige die Neuen schon kennen und andere gar keine Idee haben, wer denn da künftig dazu kommt, das hat auch einen ausgrenzenden Effekt, das war sicherlich hilfreich, dass das frühzeitig abgebaut wurde."


CBS: "Klar, wir wollten ja auch möglichst schnell "reinkommen" und verstehen, was wie zusammenhängt, sowohl die organisatorischen Abläufe als auch die inhaltlichen Fragestellungen."

 

SH: "Und die Resonanz auf unsere vielen Fragen waren natürlich viele Antworten, aber ich hatte das Gefühl, dass die Fragen auch manchmal irritiert haben."

 

CBS: "Naja, es ist in der Organisation auch nicht alles rund, sondern organisch gewachsen und auf manche Fragen gibt es keine eindeutigen Antworten. Und Fragen kann auch hinterfragen heißen und kritisch aufgefasst werden, dann kommt das Gegenüber schnell in Rechtfertigungszwänge."

 

SH: "Da muss man sich vielleicht auch etwas zurücknehmen in dem Drang, alles schnell verstehen zu wollen und Struktur zu bekommen."

 

CBS: "Wir hatten dann die Idee, alle offenen Punkte erstmal schriftlich festzuhalten, in unserer Onboarding-Tabelle, die fürs ganze Team einsehbar ist. Das hat es für alle klarer gemacht und insbesondere uns entlastet, weil es einen Platz hatte. So wie in Beratungen, wenn alles, was offen ist, aufgeschrieben und sichtbar in den Blick genommen ist, entspannt das die Situation."

 

SH: "Und wir können priorisieren und nacheinander abarbeiten, was gerade passt."

 

CBS: "Diese Sehnsucht nach Eindeutigkeit, die du eben angesprochen hattest, ist ja bei den meisten Menschen da. Und doch ist Eindeutigkeit immer weniger gegeben, durch das Mehr an Aufgaben und Themen verändern sich auch die internen Strukturen und sind stetig in Entwicklung."

 

SH: "Ja, und wenn Menschen neu sind, Aufgaben neu sind, und Routinen fehlen, dann das ist einfach auch anstrengend und muss ausgehalten werden."

 

CBS: "Aber damit spiegeln wir doch ganz viel von dem wider, was momentan in der EKHN stattfindet."

 

SH: "Und gleichzeitig ist es ja nicht nur anstrengend, sondern es entsteht ein großes kreatives Potenzial, weil die Pfadabhängigkeit, in der wir uns meistens bewegen, unterbrochen wird. Die berühmten blinden Flecken können aufgespürt werden, und es kann nochmal anders darüber gesprochen werden, was wir eigentlich so als selbstverständlich ansehen. Das muss natürlich auch zugelassen werden…"

 

CBS: "Du meinst die Haltung „Ärmel hochkrempeln und machen, auch vage oder unfertige Gedanken äußern“, weil das die Chance erhöht, dass andere daran anknüpfen können. Ohne dass diese gleich reflexartig als unsinnig und sowieso nicht machbar abgetan werden."

 

SH: "Und wenn’s wirklich mal utopisch scheint – vielleicht ist ja einfach die Zeit dafür noch nicht gekommen? Ja, diesen Freiraum sollten wir als Geschenk ansehen und bewusst pflegen."

 

CBS: "Ich bin jedenfalls gespannt, wohin uns das noch führen wird!"


Christine Burg-Seibel
Sandra Herbener
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